Moritz Kasper absolvierte zwischen Schulzeit und Lehramtsstudium ein FSJ am Gymnasium Remchingen
Remchingen (zac). Zwischen seiner eigenen Schulzeit und dem Lehramtsstudium wollte Moritz Kasper einfach mal raus aus der Schule – und entschied sich nach dem Abitur für einen Job bei der Post. Doch kaum hatte er im vergangenen Sommer die ersten Pakete und Briefe zugestellt, bekam er selbst ein Schreiben, das seinen Plan komplett umkrempelte: Das Gymnasium Remchingen hatte erstmals die Stelle für ein Freiwilliges Soziales Jahr ausgeschrieben und wandte sich an ehemalige Schüler, von denen Moritz direkt zuschlug. So kehrte der Singener schneller als jeder andere zuvor zurück an seine Schule, die er wenige Wochen vorher als Jahrgangsbester verlassen hatte.
„Ich würde es sofort wieder tun“, blickt der heute 19-Jährige begeistert auf eine kurzweilige und wertvolle Zeit, in der er das Gymnasium von einer ganz anderen Perspektive kennen lernen durfte: „Ich war kein Schüler mehr, aber auch kein Lehrer“, beschreibt er die besondere Rolle als Freiwilliger, angestellt über die Caritas. „Da ich keine Noten geben musste, konnte ich zu vielen Schülern eine ganz andere Bindung aufbauen und gleichzeitig die Lehrer in vielen Bereichen unterstützen.“ Während er im Herbst das Kollegium vor allem bei der reibungslosen Umsetzung der Corona-Verordnungen und regelmäßigen Schnelltests unterstütze, etablierte er schnell auch eigene Angebote. So begleitete er nicht nur unterschiedliche Fachlehrer im Unterricht, bei Projekten oder auf Exkursionen, sondern startete auch ein Pausensportprogramm mit Frisbee und Indiaca und half bei der Hausaufgabenbetreuung. Daraus entwickelte sich ein freiwilliger Mathe-Förderkurs, bei dem er interessierten Jungs und Mädchen mit viel Spaß und Motivation individuell unter die Arme griff. „Das hat sich gleich an meiner nächsten Arbeit bemerkbar gemacht, in der ich eine Einsbiszwei geschrieben habe“, freute sich Zehntklässlerin Hanna und auch ihr Mitschüler David war begeistert: „Moritz ist selbst noch jung, nah dran und weiß, wie wir uns fühlen.“
Gleichzeitig bekam Moritz selbst ein eindrückliches Bild vom Beruf des Lehrers, den er mit maßvoller Mitbestimmung kennenlernen durfte: „Das FSJ hat gezeigt, wie engagiert das Kollegium ist und dass zum Lehrersein viel mehr gehört als das Unterrichten.“ Die täglich neuen Herausforderungen konnten ihn nicht abschrecken, das Miteinander bestärkte ihn schließlich viel mehr und so startet er Mitte September sein Lehramtsstudium für Mathe und Französisch in Konstanz.
Die Schule freut sich derweil schon auf die zweite FSJlerin Maren Brekeller – auch wenn Schule und Gemeinde die Stelle möglicherweise auch in diesem Jahr ohne Förderzuschüsse stemmen müssen: „Das ist es uns wert, weil es enorm gewinnbringend ist. Moritz war eine echte Bereicherung für uns, sowohl menschlich im sozialen Bereich, als auch fachlich und sachlich“, stellte Schulleiterin Sandra Brenner zufrieden fest. Das FSJ sei pädagogisch ein echter Gewinn gewesen: „Schüler öffnen sich jemandem, der keine Noten gibt, ganz anders. So wird der FSJler oft auch zum Seelentröster.“ Auch andere Schulen in der Region – meist Grundschulen – setzen immer stärker auf die Möglichkeit eines Freiwilligendiensts.
Moritz Kasper (Mitte) profitierte von seinem Freiwilligendienst am Gymnasium Remchingen ebenso wie die Schüler und Lehrer – hier mit den Zehntklässlern Hanna (von links), Elisa, Constantin und David. Foto: Zachmann
(von Julian Zachmann)